Yoga ist ein Weg der Selbstentwicklung – der Tradition folgend können wir innerlich wachsen, Qualitäten wie Gelassenheit, Ruhe, Weisheit entfalten – während anderes Wachstum (im Außen) womöglich unwichtiger wird. Wir stärken das Selbst und füttern dabei hoffentlich nicht das Ego (über das Nötige hinaus).
Man könnte meinen und bedauern, dass Yoga im Westen keine Alternative (mehr) zum hiesigen konventionellen Lebensstil bietet. Es gibt sie zwar noch, die kleinen Yogaschulen mit Zettelkästen, in denen die papiernen Punktekarten der Schüler*innen aufbewahrt werden, und Lehrende, denen Tradition wichtiger ist als Marktgängigkeit – aber natürlich stehen Studiobetreibende und Unterrichtende doch vor der Herausforderung, mit ihren Angeboten auch wirtschaftlichen Erfolg zu haben, zumindest in dem Umfang, dass sie selbst und das Unternehmen überleben können. Die Konkurrenz ist, jedenfalls in den größeren Städten, nicht zu unterschätzen, und daraus kann eine Wettbewerbssituation entstehen, die dem “Geist” des Yoga – Verbindung, Kooperation, Wohlwollen oder Freundlichkeit, Zufriedenheit anstelle von Ehrgeiz … – widerspricht. Schade, aber immerhin ist durch die Kommerzialisierung des Yoga eine “Industry” entstanden, die nicht nur beachtliche Umsätze macht (allerdings eher im Fall der großen Hersteller von nicht unbedingt nachhaltig produzierten Matten und eher unnötiger Yogakleidung), sondern auch Yoga massentauglich gemacht hat. Womöglich wird dabei die “wahre” Tradition nur teilweise, verfälscht, verwässert weitergegeben, weil ja manches im yogischen Denken, wie die Empfehlung der Mäßigkeit beispielsweise, nicht sonderlich gut vereinbar ist mit kapitalistischem Denken und Handeln, und heutige Übende sind auch nicht immer offen für eine grundlegendes Reflektieren ihres Lebens, “unseres” Lebensstils und mehr oder weniger radikale Veränderungen, wodurch zwar ein Yoga-“Lifestyle” wächst, dieser aber (noch) nicht in der Breite unter die Oberfläche geht, in der Tiefe zu herausfordernden Fragen und mutigen Antworten, einer wirklich lebens- und gesellschaftsverändernden Umkehr führt. Aber warum nicht hoffen, dass einige der vielen postmodernen Yogi*nis dann doch weitergehen wollen und Lust haben auf eine freundliche Rebellion oder Revolution? 🙂
Zumindest im eigenen kleinen Leben können wir alle ja in einer gewissen Freiheit Entscheidungen treffen, und Yogalehrende dürfen schauen, wie sie sich in dieser Welt positionieren, welches Bild von Yoga, welches potentielle Vorbild sie (ab-)geben wollen. Es ließe sich diskutieren, inwieweit klar erkennbar ist, wie ein yogischer Umgang mit unserer heutigen “Normalität” aussehen sollte, wie verbreitete Konsum- und Wegwerf-, Ernährungs- und sonstige Gewohnheiten zu “beurteilen” wären und mit dem Yogaweg vereinbar sind oder eben weniger – aber recht klar erscheint, dass Verurteilen nicht der richtige Weg ist. Wir dürfen vermeintlich Normales hinterfragen und individuell entscheiden, was sich für uns stimmig anfühlt – wie beispielsweise ob man selbst für ein Yogaretreat oder Teacher Training um die halbe Welt fliegen würde. Dabei geht es nicht um moralische Überlegenheit und ein Heruntermachen anderer und ihrer jeweiligen Entscheidungen (deren Hintergründe wir ja meist nicht kennen) – sondern um eigenes und möglichst eigenständiges Überlegen und gutes Entscheiden. Ruhe, Klarheit und Weitblick, wie sie sich hoffentlich auf dem Yogaweg mehr und mehr einstellen, könnten dabei helfen, wie auch ein wachsendes Mitgefühl und Großzügigkeit und Großmut.
Der Yogaweg kann, wenn freudig ernsthaft und mutig begangen, dein und unser aller Leben zumindest ein Stückweit auf den Kopf stellen, Schritt für Schritt. Wir freuen uns über alle, die mitkommen und innerlich wachsen wollen: Vielleicht haben wir weniger Geld auf dem Konto und Sachen in unserem Sammelsurium, aber hoffentlich sind wir einigermaßen zufriedene und angenehme Weltbewohner*innen, denen unser wunderschöner etwas problemgebeutelter und ausgebeuteter Planet am Herzen liegt. Und vielleicht können wir ja beitragen zum Wachstum dieser (Gegen-)Bewegung, die das Glück aller, unterschiedslos, aber doch womöglich individuell verschieden, zum Ziel hat.
Dafür dürfen wir natürlich in der Praxis und Yoga-Gemeinschaft Kraft und Klarheit schöpfen – und wir, Shabnahm und Flora, freuen uns, wenn du in aller Einfachheit und mit umfassender Freundlichkeit mit uns üben willst. 2024 laden wir zu zwei Wochenenden an schönen Orten, liebevoll bewirtschaftet von nach ähnlichen Werten handelnden Communities, ein:
13. bis 15. September // www.klostergut-schlehdorf.de // Sommer-YOGA-Retreat SLOW DOWN & SIMPLIFY
22. bis 24. November // www.schloss-blumenthal.de // Herbst-YOGA-Immersion COCOONING & COMMUNITY
Bei der Wahl der Orte wie auch der Kalkulation unserer Kosten und potentiellen Einkünfte konnten wir zum Glück nach unseren Werten handeln. Von beispielsweise München und Augsburg sind Schlehdorf wie Blumenthal auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut und schnell zu erreichen. Sei gern dabei und tu dir (und damit wahrscheinlich auch einigen anderen) etwas Gutes!
Zur Buchung oder bei Fragen schreib uns an: yoga@anotherkindofgrowth.org
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