Warum Wachstum – und wohin?

Als Menschen kommen wir zur Welt und wachsen meist um etwas mehr als einen Meter, körperlich und in der Länge, bis wir irgendwann unsere Erwachsenengröße erreicht haben, also “ausgewachsen” sind. Bis wir aus dem einen oder anderen herauswachsen, das uns klein macht und in alten Denk- und Verhaltensmustern oder mehr oder weniger angenehmem Unwissen gefangen hält, oder sogar in einem größeren Sinne aufwachen, kann es etwas länger dauern. Angelegt ist in uns allen wohl der Wunsch zu wachsen – und häufig wird Wachstum in unserer Gesellschaft und Zeit noch immer materiell gedacht: in Erweiterung des physischen Körpers ein Anhäufen von Statusobjekten, ein sichtbares Anwachsen des Vermögens, der Aufbau von Sicherheitsmauern, -konten und -puffern …

Was dabei aus dem Blick geraten kann: was und wie umfangreich unser Bedarf, unsere Bedürfnisse wirklich sind, ob wir uns nicht zu schnell zu viel herausnehmen an irdischen endlichen Ressourcen, im Vergleich zu dem, was andere haben und verbrauchen, angesichts dessen, was für alle da und zu verteilen ist, auch mit Blick auf zukünftige Generationen. Mehr als ausreichend finanzielle Mittel zu haben gibt uns natürlich eine unschätzbare Freiheit, Lebensentscheidungen nach unseren eigenen Werten und Wünschen zu treffen, aber wann reicht es? Wie viel brauchen wir, um uns reich zu fühlen, und wovon?

Dass das Wichtigste im Leben ohnehin unbezahlbar ist, wissen / glauben wohl die meisten von uns (während gleichzeitig bei vielen der Glaube an ein notwendiges und wünschenswertes Wirtschaftswachstum weiterlebt): eine intakte Umwelt, physische und psychische Gesundheit, fried- und liebevolle Beziehungen, Erfüllung im Tun, Lebenssinn und -freude. Dass wir uns mit Konsumgütern nur sehr begrenzt Glück kaufen können, zumindest längerfristig. Dass wir mit Überkonsum – zum Trost, als Entschädigung für ein ansonsten eher armes, leeres Leben – an Ästen sägen, auf denen wir ansonsten auch noch länger fröhlich sitzen könnten …

Gibt es eine Lösung? Anders wachsen, einen Versuch wäre es zumindest wert. Innerlich. In Visionen einer anderen Welt, voller Vertrauen, Freundlichkeit, Weisheit – die im Außen verwirklich werden dürfen. Wir könnten Freundschaften wachsen lassen, unsere Beziehungen vertiefen, wirklich lieben, lernen, lieben lernen, großzügig Erfahrungen teilen, dichten, malen, musizieren, “schöner” denken, fühlen, Freude schenken, Lächeln, Ermutigung, Zeit … Die Zeit hier genießen, unser einzigartiges Leben anders denken und lenken, nicht ausgerichtet auf Erwerbsarbeit und Gütererwerb, sondern auf eine Wertschöpfung, die für alle, wirklich alle, das Beste will und schafft.

Dafür braucht es weniger Kleinklein, weniger Angst und Enge und Ego, und Versicherungen und Sicherheitsstrategien, welche physische wie psychische Gesundheit eher gefährden als fördern, sondern einen weiten Blick und vielleicht etwas Mut: neu zu denken, mehr dem Gefühl zu folgen, anders zu leben, wirklich zu leben, dabei psychisches und spirituelles Wachstum zu priorisieren. Und das wiederum darf in kleinen Schritten geschehen, in die “richtige” Richtung, und du darfst schauen, wohin es gehen soll, darf, kann – und losgehen, und vielleicht andere mitnehmen.


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